INTERVIEW: Disfear

BY UNKNOWN




“Live The Storm“, euer neues Album, ist in meinen Ohren deutlich brutaler als „Misanthropic Generation“ – wo seht ihr sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten?


Tomas: Danke für die netten Worte! Ich finde, dass die beiden Alben viele Gemeinsamkeiten haben, auch wenn „Live The Storm“ viel mehr Details hat und, in meinen Ohren, wütender ist. Ein Großteil dieses Wütens ist aber ein positiver Ausdruck, wie ein Schrei nach Revolution sozusagen. Das neue Album ist außerdem strukturierter, wo „Misanthropic Generation“ weniger poliert war.

Björn: Tomas hat ihr bereits alles gesagt. Beide Alben sind unterschiedlich und nicht unterschiedlich zugleich, aber immer verbunden. Ich bin verdammt sicher, dass jeder, der „Misanthropic Generation“ mochte, auch dieses mögen wird. Die Produktion ist anders, aber ich finde, dass sie bei jedem Album passt.


Könntet ihr „Live The Storm“ auch vor fünf oder zehn Jahren geschrieben haben oder braucht es eine bestimmte Menge an Lebenserfahrung, Bitterkeit und Wut, um solch gnadenlose Songs schreiben zu können?


Tomas: Naja, für mich hat „Misanthropic Generation“ mehr Bitterkeit und Dunkelheit, das neue bietet einige Lösungen und Optionen gegen die Dunkelheit an, jedenfalls sehe ich das so. Ich mag den Gedanken, dass Leute durch und mit dem Album und seinem Konzept die Möglichkeit zum Wandel sehen. Jedes Album ist ein Produkt der Zeit, in der es entstanden ist – wir sind erwachsener, sowohl als Band als auch als Personen, was das Album vielleicht fokussierter und mehr auf den Punkt macht und das Endergebnis, die „Lieferung“, schärfer in jeder Beziehung.

Björn: Ich denke, dass das neue Album anders geklungen hätte, wenn Uffe nicht dabeigewesen wäre. Er ist ein großartiger Songwriter und obwohl er nicht alle Songs geschrieben hat, hat er mit seiner Erfahrung und seinem sehr gutem Spiel viel zu allen beigetragen. Vor fünf oder zehn Jahren hatten wir ihn noch nicht. *lacht*


Wie wichtig sind dir die Texte, Tomas?


Tomas: Die Texte bedeuten mir persönlich sehr viel und es ist sehr wichtig für mich, dass sie mt dem übergeordnetem Konzept des Albums passend sind. Es hat, wie schon gessagt, einen revolutionären Ansatz in den Texten, die in meiner Idee Leute inspirieren sollen und nicht nur einen trostlosen, düsteren Ausblick. Ich will, dass der Hörer rot sieht, in jeder Hinsicht.


Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet? Wurden während der Aufnahmen noch Songs umgestaltet oder gar rausgeschmissen?


Tomas: Wir haben dieses Mal sehr viel Pre-Produktion gemacht, etwas was wir vorher noch nie getan hatten. Das hat sicherlich dabei geholfen hat, das Album fokussierter und mehr auf den Punkt klingen zu lassen, außerdem waren wir besser vorbereitet als wir endlich ins Studio gingen. Wir wussten genau, was auf dem Album landen würde bevor wir ins Studio gingen und wir mussten diesmal nicht irgendwelche extra-Songs aufnehmen, die wir später kappten.

Björn: Einige Songs wie „Phantom“ sind bereits älter und wurden schon lange Live gespielt, manche sogar ab Ende 2004, wenn ich mich richtig erinnere. Wir haben versucht, so viele der Songs vorher Live zu spielen vor den Aufnahmen, damit wir ein Gefühl für sie bekommen. Das war, jedenfalls für uns, sehr wichtig um herauszufinden, wie sie wirken. Ich weiß nicht, wie wir das beim nächsten Mal machen werden, aber wenn wir erneut mit Kurt aufnehmen, und das ist das Gefühl momentan, müssen wir es einfach noch einmal so machen. Die USA mit einem halbfertigen Album zu verlassen steht außer Frage, dank der ganzen Kosten und Probleme die es verursachen würde.


Das bringt uns zu den Aufnahmen: ihr habt mit Kurt Ballou (CONVERGE) gearbeitet. Wie hat er euch dabei beeinfusst? Ihr würdet anscheinend ja wieder mit ihm arbeiten…


Tomas: Er ist ein außergewöhnlicher Produzent und hat in jedem Mitglied von DISFEAR das Beste zum Vorschein gebracht, außerdem ist er ein großartiger Freund und es war sehr angenehm mit ihm zu arbeiten. Ein fließender und gleichzeitig inspirierender Prozess! Er hatte viel Einfluss auf den Sound des Albums, das ist sicher!

Björn: Es war einfach großartig mit Kurt aufzunehmen. Wir haben darüber seit unserem Besuch seines Studios gesprochen, das war am Ende unserer US-Tour im Mai/ Juni 2006. Wir fühlten, dass es der richtige Ort und Kurt der richtige Typ ist und wir sind glücklich, dass wir es dorthin zurück machen konnten.
Es gibt in dieser Band einige Leute mit starkem Willen und wir brauchten jemanden den wir tatsächlich kennen, der dieses Album wirklich machen wollte, eine eigene Meinung hat, genauso wie Ideen und uns führen konnte, damit wir das Beste aus uns herausholen konnten. Es fühlte sich von Beginn an richtig an und wir haben früh entdeckt, als wir die Demo Tapes zu ihm schickten, dass wir es nach Salem, MA machen müssten, um den Songs Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.


Hättet ihr so jemanden nicht auch in Schweden finden können? Immerhin hättet ihr dann abends nach Hause fahren können…


Tomas: Nach Mieszkos [Talarczyk - NASUM; der „Misanthropic Generation produziert hat – Anm. d. Verf.] Tod hatten wir keinen Plan B. Er hat eine große Lücke hinterlassen. Wir haben lange nach einem Studio oder einem Produzenten in Schweden gesucht, aber keiner konnten jemanden finden, der dieses bißchen extra an Hingabe mitbrachte, die wir von einem Produzenten erwarten. Kurt hat sich freiwillig für den Job gemeldet und bekam ihn sofort, da wir vollstes Vertrauen in sein Talent und seine Fähigkeiten haben.

Björn: 110%ige Hingabe ist das, was wir wollten. Jemand, der mehr als den vollen Einsatz für das Album zeigt, so jemanden konnten wir in Schweden nicht finden. Es ist interessant, dass du den Punkt des Nachhausefahrens ansprichst: beim letzten Mal war ich derjenige, der die ganze Zeit über im Studio saß, während der Rest nur seinen Teil erledigte und dann wieder fuhr. Ich habe dieses Mal von vornherein gesagt, dass das so nicht laufen wird und durch den Trp in die USA wurde das sowieso unmöglich, außerdem spielten wir am Ende noch einige Shows dort. Mit fünf Leuten in einem Hotelzimmer für drei Wochen zu sein, festigt eine Gruppe und jeder konnte während des gesamten Aufnahmeprozesses Ideen einbringen. Ich denke, das war für das Endresultat sehr wichtig.


Habt ihr für 2008 schon Tourpläne?


Tomas: Bislang haben wir einen Trip nach Finnland, ungefähr fünf Shows in Schweden und zwei Touren in Amerika. Europa werden wir sobald es geht treffen, auch wenn es noch keine konkreten Plänen im Moment gibt.

Björn: Wir werden in Finnland starten, dann mit zwei US-Besuchen weitermachen, gefolgt von ein paar Shows in Skandinavien und dann hoffentlich einige Sommerfestivals. Wenn wir die Zeit haben, werden wir einen dritten Besuch in den USA anschließen und hoffentlich auch eine Europa-Tour. Australien und Japan werden wir hoffentlich auch noch besuchen, auch wenn das 2008 unwahrscheinlich ist.


Was wäre das perfekte Tourpackage für euch?


Tomas: Es gibt viele Bands da draußen, inklusive CONVERGE, TRAGEDY, TRAP THEM, CURSED, die ich persönlich alle gerne dabei hätte.

Björn: Teil eines Tour-Packages zu sein ist cool, aber ich mag es genausosehr, als Headliner allein unterwegs zu sein. So haben wir die Chance, mit viel mehr unterschiedlichen Bands zu spielen und neue zu entdecken, die wir mögen. Wir haben mit DOOMRIDERS einige tolle Shows gespielt, ebenso mit ROTTEN SOUND und wir würden nicht zögern, mit ihnen wieder zu touren. Es gibt so viel mehr Bands, die meisten von denen mit denen wir gespielt haben, die sehr gut sind. AC/DC und DISCHARGE wären toll. *lacht*


Habt ihr Pläne über 2008 hinaus?


Tomas: DISFEAR ist kein Projekt, es ist ein Lifestyle. Wir werden weitermachen und nicht etwas stoppen, was wir im Leben am Meisten mögen!

Björn: Wir werden solange aktiv sein, wie es Spaß macht, darum geht es für uns. Der Tag, an dem wir fühlen, dass es kein Spaß mehr ist und es schwer wird, das abzuliefern, was wir abliefern wollen, an dem Tag werden wir alles beenden. Gerade jetzt ist alles bestens und wir könnten ewig weitermachen. Die Reaktionen auf das neue Album sind toll und wir haben einige tolle Shows und Touren in der Pipeline. Was können wir mehr wollen?


Im letzten Interview wurde gesagt, dass Tomas Lehrer werden will, ist das noch aktuell? Der Gedanke, dass er Kinder unterrichtet ist irgendwie strange, oder?


Tomas: Naja, es ist eine merkwürdige Welt, in der wir merkwürdige/ strange Lehrer brauchen, die den Kids die „Wahrheit“ erzählen, nicht wahr?


Tomas, wird deine Reunion mit AT THE GATES Einfluss auf die Arbeit mit DISFEAR haben?


Tomas: Mein Plan ist, dass es DISFEAR so wenig wie möglich beeinflussen wird. Ich habe viel Verständnis von den Bandmitgliedern erfahren und wir sind in Sachen Planung sehr gut. Keine Angst, die Zukunft heißt DISFEAR, die ATG-Reunion ist nur für den Sommer, nicht für immer…


Würdet ihr mit einem Ersatzmann arbeiten, wenn sich Tourpläne überlappen?


Björn: Das wird definitiv nicht passieren. DISFEAR ist Marcus, Frykman, Ulf, Björn und Tomas und das ist das Line-Up für die Shows. Jeder ist ein großer Teil der Band und ich kann mir nicht vorstellen, eine Show ohne eines der Mitglieder zu machen. Natürlich können unerwartete Dinge passieren, aber das ist es für jetzt.


Einen Schritt weg von Tomas: würdet ihr ein Mitglied von DISFEAR ersetzen oder gäbe es einen Punkt, an dem ein Line-Up-Wechsel das Ende von DISFEAR bedeuten würde?


Tomas: Dieses Line-Up ist das bei Weitem interessanteste, mit dem ich jemals arbeiten durfte, egal in welcher Band, und ich wäre überrascht, wenn ihm etwas passieren würde. Aber man weiß ja nie, aber im Moment fühlt es sich an wie wir fünf gegen den Rest der Welt und das ist ein schönes Gefühl des Zusammenhalts.

Björn: Es ist schwer für mich, das gerade jetzt zu beantworten. Wenn der Tag kommt, werden wir eine Entscheidung treffen. Niemand ist unersetzlich, aber dies ist das stärkste Line-Up, das ich mir vorstellen kann und ich würde nichts und niemanden tauschen wollen.


Was gibt es von den Nebenprojekten Neues?


Tomas: THE GREAT DECEIVER haben ein neues Album draußen, PRINCIPLES OF EXISTENCE ist noch immer stark, genauso wie DESTROY ALL PLANETS und KRIGSHOT – checkt deren letzte Scheibe, es ist ein Killer!


Letzte Worte?


Tomas: Hope to see you soon on tour everyone and thanks for your support over the years! Early Van Halen is killer!

Björn: Thank you Lars for an interesting interview. Please check out the new album!! See you on the road!!